Interview mit Frau Müller Geschäftsführerin

Jörg Schulz: Frau Müller, Sie leiten seit rund 4 Jahren die Geschicke der INVITE Hotels. Eine Frau, drei Hotels, wie geht das?

Melanie Müller: Eine Frau, drei Hotels. Für mich ist das kein Problem. Mit Multitasking habe ich reichlich Erfahrung. In meiner bisherigen Karriere war ich beispielsweise bereits gleichzeitig für mehrere Hotels als Verkaufsleiterin einer russischen Hotelgesellschaft tätig.

Jörg Schulz: Nun, ich habe so ein Bild der Hotellerie, es ist wohl wahrscheinlich hartes Brot, wenn man anfängt.

Melanie Müller: Absolut!

Jörg Schulz: Und bitte auch aus Ihrer Sicht, wie hart ist es?

Melanie Müller: Tja der Punkt ist: Wie hart fühlt es sich an? Und wie hart ist es? Es war sicherlich hart, es hat sich aber nie hart angefühlt. Das kann ich ganz klar sagen. Das ist, glaube ich, der große Unterschied. Als ich angefangen habe in der Hotellerie als kleines Licht. Zum Beispiel während meiner Ausbildung zur Hotelfachfrau, stand ich im Sommer drei Monate in der Wäscherei und habe Handtücher und Bettwäsche gemangelt – also es waren schon Geschichten, wo man wirklich sagt: “Affenhitze, lange Arbeitszeiten und wirklich, ja, man hat hart gearbeitet.” Das ging dann auch weiter in alle anderen Servicebereichen, also im Housekeeping, an der Rezeption, bei der Reservierung, dann auch über die F&B Bereiche – also Food-and-Beverage-Bereiche – durch die Restaurationsbetriebe. Wenn ich es zusammenfassend sage, muss man glaube ich resümieren, dass die Arbeit an und für sich sehr erfüllend ist, weil man macht eine ganze Menge. Man macht immer mehr als das, was man gerade erwartet. Das sind sowohl die Inhalte als auch die Arbeitszeiten. Ich denke, wenn man in die Hotellerie geht, ist es auch heute noch so. Wobei ich glaube, dass einige mittlerweile nicht mehr davon ausgehen, dass es so ist. Das ist eine Fehleinschätzung, denke ich ganz klar. Denn der Punkt ist: Man arbeitet mit Menschen. Und unsere Gäste sind die, die den Ton angeben. Und wenn ein Gast einen Wunsch hat, dann wird er erfüllt. Und das ist, glaube ich, eine Einstellung, die man braucht, wenn man im Hotel arbeiten möchte, die eine Grundvoraussetzung ist. Wenn man die nicht hat, gehört man auch nicht in die Dienstleistungsbranche, das ist heute noch so. Und selbst als Geschäftsführerin, das kann ich jetzt auch ganz klar feststellen, es ist nicht so, dass man dann in sein Büro geht und sagt: “Okay, man lässt mal die anderen machen”, sondern es gibt einfach Bedarfsanforderungen, die der Gast weckt und den hat man zu folgen. Und das tut man gerne! Und das ist, glaube ich, der ganz große Unterschied. Es gibt ja auch das Thema, dass “Hotel so ein bisschen viel Spaß für wenig Geld ist.” Auch das würde ich so unterschreiben. Man kann in anderen Branchen sicherlich mehr Geld verdienen. Aber ich glaube, dass man nicht immer einen erfüllten Tag hat.

Jörg Schulz: Was war denn die Erkenntnis aus diesen Lehrjahren, wie man immer so sagt, was waren so Momente, an denen Sie selber an einen bestimmten Ort in Ihrem Kopf gehen mussten, wo die Strategie sitzt, um zu sagen: "Egal, machst du jetzt." Weil ich kann es mir gar nicht vorstellen, dass es immer so ist, wie: " Ach, naja - das gehört dazu und ich beiße mich da durch und so." Man hat doch auch Krisen, oder?

Melanie Müller: Ja, absolut. Ich glaube, physisch ist das eine, psychisch ist das andere. Die Physis ist am Anfang eher noch stärker betont, später ist es die Psyche. Weil es ist tatsächlich so, dass viele Dinge einfach von einem abgefordert werden. Ich habe Alarme jeglicher Art, über Wasserschäden, geplatzte Rohre, Sprinkler die losgelöst waren – also man hat wirklich alles. Und es ist eben tatsächlich das Thema, dass du morgens nicht hier rein kommst und sagst: “Okay, was passiert denn heute?” Sondern es passiert einfach. Das Timing entscheidet man nicht selbst. Ich denke, was einem in der Hotellerie, also was das Besondere an der Hotellerie ist, dass es nicht ein Job ist. Also es ist wirklich eine Persönlichkeitsschmiede, auch für einen selbst. Und ich glaube, was ich wirklich für mich ganz klar sagen kann: Man wächst als Mensch enorm. Es ist kein Job, sondern es lehrt dir Sozialkompetenzen, die ich definitiv vor zehn Jahren nicht so hatte. Natürlich darf man die Gäste nicht vergessen die nicht nur meine Mitarbeiter fordern sondern auch mich.

Jörg Schulz: Wie muss ich mir dann Ihren Arbeitsalltag vorstellen. Wann geht es los, wann hört es auf?

Melanie Müller: Ein vernünftiger Arbeitstag fängt für mich so um 8.00 Uhr an und endet so zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr. Das hängt immer davon ab, wie wir organisiert sind. Aber man kann mich auch beim Frühstücksservice morgens ab 06.30 Uhr erleben. Das ist es ja gerade, dieser Beruf lässt nicht zu, nur im goldenen Käfig zu sitzen. Der direkte Kontakt zu den Gästen ist heute noch Bestandteil meiner Arbeit. Letztendlich gewinne ich dadurch auch den Respekt bei meinen Mitarbeitern, die sehen, dass ich gemeinsam mit ihnen das Geschäft bewerkstellige. Und ein weiterer Vorteil ist, dass ich von den Kunden angesprochen werden kann und mich um Probleme sofort kümmern kann.

Jörg Schulz: Auf was kann ein Gast ihrer Hotels sich in diesem Jahr freuen?

Melanie Müller: Also die gute Nachricht zuerst: Die Preise werden in 2013 stabil bleiben. Außerdem sind Renovierungen in den Häusern geplant. In erster Linie in unserem Burghotel Stammhaus hier wollen wir in acht Zimmern neue Akzente setzen, sei es mit Möbeln, Teppichen, Vorhängen usw. Außerdem haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Verpackungen auf unseren Frühstücksbüfetts zu verringern. Aber auch im INVITE Hotel haben wir, wie auch in den beiden anderen Häusern, Flat-TV angeschafft.

Jörg Schulz: Ich danke Ihnen sehr herzlich für dieses Gespräch, Frau Müller.

Melanie Müller: Ich danke Ihnen recht herzlich

Jörg Schulz: Und dass ich heute hier sein durfte und wiederkommen werde.

Melanie Müller: Ich freue mich auf ein Wiedersehen

Das Interview wurde von Herrn Jörg Schulz Inhaber der Hotel Postille geführt, anlässlich der dreijährigen Feier des Bestehens der INVITE Hotels.

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